Landschaft als Topologie des Seins

Von Beatrice Nunold | Wirklichkeit konstituiert sich für uns als im Bilde sein. Landschaft ist ein Produkt einer ästhetischen Reflexion und gehört zur Wirklichkeitswahrnehmung. Landschaft ist eine virtuelle Realität 1. Ordnung. Landschaftsdarstellung ist eine virtuelle Realität 2. Ordnung. Ein Bild ist ein relationales Gefüge mit einer spezifischen Topologie oder Zusammenhangsstruktur. Ein Bild setzt ins Verhältnis. Wir sind in das Bildgeschehen und bestimmte Verhältnishaftigkeiten verwickelt. Für Heidegger meint ›Topologie des Seins‹ das Nennen der Ortschaft als Seinsverhältnis. Philosophiegeschichtlich lassen sich bisher drei Grundverhältnisse unterscheiden: das ontologische, das mentalistische und das linguistische (Schnädelbach). Gegenwärtig scheint sich ein Paradigmenwechsel hinzu einem ikonischen Grundverhältnis zu ereignen.

Bildtheoretische Analyse von Computerspielen in der Perspektive Erste Person

Von Stephan Günzel | Computerspiele, die in der Perspektive der ersten Person (›Ego-Shooter‹) gespielt werden, sind für die bildwissenschaftliche Analyse von Interesse, da hier die besondere Form der bildlichen Darstellung das Spielen erst ermöglicht: Es ist dies die zentralperspektivische Ansicht, durch welche der Spieler sich an derselben Stelle befindet, an welcher die Spielfigur im virtuellen Raum aufgrund der Bildlichkeit verortet ist. Anhand dieser Neuerung gegenüber bisherigen Computerspielformen, wird es ferner möglich, die Gesamtspielerfahrung zu beschreiben als die Verschränkung dieser subjektiven Sicht mit topographischen Repräsentationen (Karten). Beide zusammen konstituieren den ›hodologischen‹ Raum (Wegeraum) des Spiels.

Computing architectural composition from the semantics of the »Vocabulaire de l’architecture«

Von Mario Borillo und Jean-Pierre Goulette | Bis vor kurzem war die wissenschaftliche Forschung zurückhaltend damit, Probleme, die sich durch Schöpfung und Design sinnlicher Formen stellen, zu bearbeiten. In der Tat weist alles darauf hin, dass die Schwierigkeiten, die zur Beschreibung solcher Prozesse zu überwindenden sind, beachtlich sein werden. Den roten Faden, den wir innerhalb des gewaltigen Untersuchungsfeldes zu verfolgen beabsichtigen, um in das geistige Universum des Designers ein-zudringen, liefert uns die Sprache. Da unser langfristiges Ziel spezieller darin besteht, die Genese der Formen der Architektur zu verstehen, sind wir zudem im Besonderen an den Mitteln interessiert, die uns die Sprache anbietet, um die für eine solche Persepektive erforderlichen Raumbegriffe zum Ausdruck zu bringen.

Daten, Bilder: Weltanschauungen Über die Rhetorik von Bildern in der Hirnforschung

Von Alexander Grau | Seit Mitte der 1970er Jahre macht die technische Entwicklung funktioneller Bildgebungsver-fahren rasante Fortschritte. Das technologische Niveau der Positronenemissionstomographie (PET) und der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) darf allerdings nicht den Blick darauf verstellen, dass die wissenschaftstheoretischen und semiotischen Probleme dieser Technologien noch kaum analysiert sind und eine Untersuchung der erkenntnistheoretischen Implikationen noch aussteht. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die technischen Grundlagen von PET und fMRT dargestellt.

Zum Erkenntnispotenzial von künstlichen Bildsystemen

Von Elize Bisanz | Die Frage, mit der wir uns hier konfrontiert sehen, ist: Sind die wunderschönen Bilder des Planeten Mars ein Produkt unserer visuellen Projektionen unserer oder sind sie virtuelle Bilder, Simulakren, die in unsere geistige Welt eindringen und Möglichkeiten für neue visionäre Territorien öffnen?

Film as dynamic event perception: Technological development forces realism to retreat

Von Heiko Hecht | Bazins Position, dass die Fotografie es der Malerei ermöglicht hat, sich vom Realismus zu befreien wird ausgedehnt auf Film und virtuelle Realität (VR). D.h., wenn es immer das fortschrittlichste visuelle Medium ist, dass herangezogen wird, um das Bedürfnis einer perfekten Realitätsabbildung zu befriedigen, dann wird mit zunehmender Verbreitung von VR der Film von seiner Aufgabe, realistisch abzubilden befreit. Die Möglichkeiten und Grenzen dieser Befreiung werden aus der Sicht der ökologischen Psychologie und einer Perspektive der Ereigniswahrnehmung beleuchtet. Dabei wird aufgezeigt, dass es Grundkonstanten der visuellen Wahrnehmung gibt, die nicht befreibar sind, während andere Invarianten der Wahrnehmung prinzipiell verletzt werden können, um den Realismus im Film zu zerstören.