Ikonische Stadtstrategien Das Fassadenplakat und die Musterfassade als Instrumente machtpolitischer Repräsentation

Von Benjamin Häger und Claudia Jürgens

Fassadenplakate und Musterfassaden erfüllen lange vor der möglichen Realisierung des Baukörpers eine hochästhetisierte (Re-)Präsentation, um den öffentlichen Diskurs zu beeinflussen, Alternativen zu marginalisieren und die gewünschte Materialisierung und Bedeutungsaufladung vorzubereiten. Diese sogenannten ›Fassadisierungen‹ repräsentieren nicht nur das Gewesene und das von einflussreichen Akteuren/innen Gewünschte, sie scheinen tatsächlich auch über das Potenzial zu verfügen, Wertvorstellungen, Zugehörigkeiten und Machtkonstellationen in der Öffentlichkeit zu konstituieren, mithin städtische Diskurse auszurichten und etwaige Entscheidungen strategisch zu beeinflussen. Fassadenplakate und Musterfassaden in diesem Sinne als ikonische Instrumente und machtpolitische Repräsentation begriffen, sind von großer gesellschaftlicher Relevanz. In Berlin kommen seit den 1990er Jahren vermehrt sogenannte Fassadenplakate und Musterfassaden zum Einsatz, um für den (Wiederauf-)Bau von Gebäuden zu werben. Zwischen verschiedenen materiellen Formen und Strategien kann unterschieden werden. Prominente Simulationen sind die des Schlosses von 1993-1994 und die seit 2001 aufgestellte Berliner Bauakademie. Sie sollten daher entsprechend ernst genommen und kritisch als Kristallisationspunkt sozialen Aushandelns betrachtet werden.

Even before the realization of buildings, facade posters and model facades fulfill highly aesthetic (re-)presentations to influence the public discourse, to marginalize alternatives, charge opinions with specific meaning and prepare the urban public for the future materialization. These so-called façades do not only represent what has been done and what is desired by influential actors, they also seem to have the potential to constitute values, spaces of belonging and form constellations of power in public, thus closing or aligning urban discourses and strategically influencing political decisions. Facade posters and model facades are of great social relevance and in this sense are being understood as iconic instruments and power political representations. Since the 1990s they are used to promote the (re-)construction of buildings in Berlin. Different material formations and strategies can be differentiated. Prominent examples are the simulations of the Berliner Schloss between 1993-1994 and the Berliner Bauakademie, which has been set up since 2001. They should therefore be taken seriously and critically regarded as a focal point of social negotiation within the urban space.