Osman Hamdi Beys Türkische Straßenszene Der Teppich als Verhandlungsort kultureller Identitäten im ausgehenden 19. Jahrhundert

Von Anna Christina Schütz

Im Zentrum des Aufsatzes steht der sogenannte ›Orientteppich‹, der als Gegenstand der kunstgeschichtlichen Forschung und als Motiv in der Malerei des 19. Jahrhunderts in den Blick genommen wird. Der Teppich erscheint einerseits als Grund, auf dem nationale Identitäten verhandelt werden, andererseits ist er ein Scharnier, das verschiedene Darstellungsparadigmen miteinander verbindet. Ausgehend von Osman Hamdis Türkischer Straßenszene wird der Teppich als Sammlungsgegenstand eingeführt und seine Position innerhalb des kunsthistorischen Diskurses untersucht. Anschließend wird der Teppich als Bildmotiv in der französischen und osmanischen Malerei vergleichend in den Blick genommen. Aufgrund seines ornamentalen Musters avanciert der Teppich zur Denkfigur bildlichen Darstellens, erzeugt seine Darstellung doch ein Spannungsfeld zwischen Farbe und Linie, Fläche und Raum, Perspektive und Ornament, in dem sich die Grenzen zwischen dem Eigenen und dem Anderen letztlich auflösen.

The article deals with the so-called ›oriental rug‹ as a topic in art history and as motif in painting during the 19th century. On the one hand, the carpet seems to be a basis for the construction of national identities. On the other hand, it could be understood as a hinge, connecting different paradigms of representation. First, I will analyze Osman Hamdi’s painting called Turkish Street Scene. The next step will be the introduction of the carpet as a collector’s item and as a topic in German art history. Finally, I will compare the rug as a motif in French and Ottoman painting. The article aims to establish the ›oriental rug‹ as a reflexive figure: its representation generates reflections about line and color, surface and space, perspective and ornament. After all, the borders between the own and the other are dissolved.