Herausgeber dieser Ausgabe: Klaus Sachs-Hombach, Jörg Schirra, Stephan Schwan und Hans Jürgen Wulff
Inhaltsverzeichnis
Landschaft als Topologie des Seins
Von Beatrice Nunold | Wirklichkeit konstituiert sich für uns als im Bilde sein. Landschaft ist ein Produkt einer ästhetischen Reflexion und gehört zur Wirklichkeitswahrnehmung. Landschaft ist eine virtuelle Realität 1. Ordnung. Landschaftsdarstellung ist eine virtuelle Realität 2. Ordnung. Ein Bild ist ein relationales Gefüge mit einer spezifischen Topologie oder Zusammenhangsstruktur. Ein Bild setzt ins Verhältnis. Wir sind in das Bildgeschehen und bestimmte Verhältnishaftigkeiten verwickelt. Für Heidegger meint ›Topologie des Seins‹ das Nennen der Ortschaft als Seinsverhältnis. Philosophiegeschichtlich lassen sich bisher drei Grundverhältnisse unterscheiden: das ontologische, das mentalistische und das linguistische (Schnädelbach). Gegenwärtig scheint sich ein Paradigmenwechsel hinzu einem ikonischen Grundverhältnis zu ereignen.
Bildtheoretische Analyse von Computerspielen in der Perspektive Erste Person
Von Stephan Günzel | Computerspiele, die in der Perspektive der ersten Person (›Ego-Shooter‹) gespielt werden, sind für die bildwissenschaftliche Analyse von Interesse, da hier die besondere Form der bildlichen Darstellung das Spielen erst ermöglicht: Es ist dies die zentralperspektivische Ansicht, durch welche der Spieler sich an derselben Stelle befindet, an welcher die Spielfigur im virtuellen Raum aufgrund der Bildlichkeit verortet ist. Anhand dieser Neuerung gegenüber bisherigen Computerspielformen, wird es ferner möglich, die Gesamtspielerfahrung zu beschreiben als die Verschränkung dieser subjektiven Sicht mit topographischen Repräsentationen (Karten). Beide zusammen konstituieren den ›hodologischen‹ Raum (Wegeraum) des Spiels.
Computing architectural composition from the semantics of the »Vocabulaire de l’architecture«
Von Mario Borillo und Jean-Pierre Goulette | Bis vor kurzem war die wissenschaftliche Forschung zurückhaltend damit, Probleme, die sich durch Schöpfung und Design sinnlicher Formen stellen, zu bearbeiten. In der Tat weist alles darauf hin, dass die Schwierigkeiten, die zur Beschreibung solcher Prozesse zu überwindenden sind, beachtlich sein werden. Den roten Faden, den wir innerhalb des gewaltigen Untersuchungsfeldes zu verfolgen beabsichtigen, um in das geistige Universum des Designers ein-zudringen, liefert uns die Sprache. Da unser langfristiges Ziel spezieller darin besteht, die Genese der Formen der Architektur zu verstehen, sind wir zudem im Besonderen an den Mitteln interessiert, die uns die Sprache anbietet, um die für eine solche Persepektive erforderlichen Raumbegriffe zum Ausdruck zu bringen.
Daten, Bilder: Weltanschauungen Über die Rhetorik von Bildern in der Hirnforschung
Von Alexander Grau | Seit Mitte der 1970er Jahre macht die technische Entwicklung funktioneller Bildgebungsver-fahren rasante Fortschritte. Das technologische Niveau der Positronenemissionstomographie (PET) und der funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) darf allerdings nicht den Blick darauf verstellen, dass die wissenschaftstheoretischen und semiotischen Probleme dieser Technologien noch kaum analysiert sind und eine Untersuchung der erkenntnistheoretischen Implikationen noch aussteht. Im vorliegenden Beitrag werden zunächst die technischen Grundlagen von PET und fMRT dargestellt.
Zum Erkenntnispotenzial von künstlichen Bildsystemen
Von Elize Bisanz | Die Frage, mit der wir uns hier konfrontiert sehen, ist: Sind die wunderschönen Bilder des Planeten Mars ein Produkt unserer visuellen Projektionen unserer oder sind sie virtuelle Bilder, Simulakren, die in unsere geistige Welt eindringen und Möglichkeiten für neue visionäre Territorien öffnen?