Ausgabe 18/2013

Bild und Moderne

Herausgeber dieser Ausgabe: Martin Scholz

Inhaltsverzeichnis

Editorial

Von Jörg R.J. Schirra

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Bild und Moderne

Von Martin Scholz | Das Thema dieses IMAGE-Themenbandes Bild und Moderne bezieht sich auf die pragmatische Seite der Bildwissenschaft und erkundet die Basis unseres Bildverständnisses, das erst durch den konkreten Bildgebrauch, vor allem im sozialen Gebrauch, entwickelt wird. Es geht um die Frage, ob und inwieweit die Moderne – verstanden als die ›Klassische Moderne‹, die eine Zeitspanne vom Ende des 19. Jahrhunderts bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts beschreibt – ›ihre‹ Bilder nicht nur geprägt hat, dann wäre es ein ›Stil‹, sondern inwiefern diese Bilder wiederum die Moderne erst ermöglicht haben und diese kulturelle Unternehmung ggf. immer noch unterstützen. In diesem Fall wären die Bilder nicht nur Medien, sondern soziale Werkzeuge. Für die Bildwissenschaft ergeben sich damit zwei Fragestellungen: zum einen, wie das ›Bildverstehen‹ beim Individuum entsteht und anhand welcher Parameter es fortentwickelt wird, und zum anderen, wie bestimmte Kollektive bestimmte Bilderformen ausbilden und diese wiederum zur Konstituierung ihrer Zusammengehörigkeit bzw. Differenzierung nutzen. Letztendlich beschäftigt sich dieses Heft mit der Frage, ob Bilder (und die Kenntnis von ihnen) für das Verständnis der Moderne – verstanden als individuelle und kollektive Sinnkonstruktion einer Epoche – unersetzlich sind.

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Zur soziografischen Darstellung von Selbstbildlichkeit Von den Bildwissenschaften zur Szenologischen Differenz

Von Ralf Bohn | Der Aufsatz versteht Bildlichkeit als Entgegenständlichung – Bilder als Vergegenständlichung. Das Korrelat dieser Ökonomie wird als Zeitstruktur von ›Selbstbewusstsein‹ dargestellt. Selbstbewusstsein ist entgegenständlichte Selbstbildlichkeit. Der prozessuale Charakter zeigt sich in der soziologischen Situativität von Inszenierungen von Bildern. Die hier eingeführte ›Szenologische Differenz‹ (Oszillieren von Situation und Szenifikation) versteht das Ereignis von Bildlichkeit soziografisch als Ort performativer Vergemeinschaftung von Imaginationen. Deren Realisierungen weisen sich wiederum als Bild aus. Die ökonomische Oszillation stabilisiert und ermöglicht den Zeitspielraum von Selbstbewusstsein.

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Lernen mit Bildern Eine empirische Studie zum Verhältnis von Blickbildung, Imagination und Sprachbildung

Von Alexander Glas | Die vorliegende Studie testet Schülergruppen verschiedenen Alters in ihrem Rezeptionsverhalten mit Hilfe eines Eye-Tracking-Systems. Untersuchungs-methodisch stehen mittlerweile mobile Geräte zur Verfügung, die eine Versuchsreihe vor Originalkunstwerken im Museum zulassen. Aufgrund der technischen Vorteile wird das natürliche Sehverhalten zunehmend weniger beeinflusst und eine hohe ökologische Validität erreicht. Ziel ist es, heraus zu finden, welche Bildelemente in Abhängigkeit zum Alter bevorzugt wahrgenommen werden und welche Form der Sinnzuweisung die Schüler vornehmen. Die empirische Forschung unter dem Blickwinkel kunstpädagogischer Fragestellungen betritt damit weitgehendes Neuland.

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Über das Unsichtbare im Sichtbaren Szenographische Visualisierungsstrategien und moderne Identitätskonstruktionen am Beispiel von Jeff Walls After »Invisible Man« by Ralph Ellison, the Prologue

Von Pamela C. Scorzin | Die Diskussion von Jeff Walls Fotokunstwerk After »Invisible Man« by Ralph Ellison, the Prologue (2001) dient als Beispiel für die These, dass die Definition und Konstitution des modernen Menschen heute nicht allein nur von den aktuellen Diskursen, Praktiken und Technologien der Naturwissenschaften, sondern gerade auch von zeitgenössischen Kulturtechniken wie beispielsweise den holistischen szenographischen Visualisierungs- und Inszenierungskompetenzen der einzelnen Individuen mitbestimmt wird.

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Weltbild und Ursprung Für eine Wiederbelebung der Künste des öffentlichen Raums. Zu Heideggers Bildauffassung der 30er Jahre

Von Heiner Wilharm | ›Bild und Moderne‹ ist ein notorisches Thema der Vorträge und Vorlesungen Martin Heideggers in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts. In elf Schritten dekonstruiert der Beitrag Heideggers Bildbegriff und Bildkritik dieser Zeit. Im Mittelpunkt stehen die Schriften Die Zeit des Weltbildes und Der Ursprung des Kunstwerks. Die Analyse wird vertieft durch Einbeziehung der Heidegger‘schen Kritik der Ästhetik in der Auseinandersetzung mit Nietzsche.

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Malewitschs Letzte Futuristische Ausstellung »0,10« in St. Petersburg 1915 oder die Paradoxien des fotografischen Suprematismus Die medialen Voraussetzungen des autonomen Bildes

Von Norbert M. Schmitz | Der Text beschreibt anhand von Kasimir Malewitschs legendärem Foto der Letzten Futuristischen Ausstellung »0,10« 1915 die Paradoxien einer suprematistischen Ästhetik, die einerseits die Aufhebung der klassischen Mimesis konstatiert und andererseits sich derselben, eben als fotografische Repräsentation, propagandistisch bedient. Der Essay vergleicht dabei einige klassische Werke des Suprematismus mit der fotografischen Dokumentation desselben von der Buchreproduktion über die historische Ausstellungsdokumentation bis hin zu den Selbstinszenierungen Malewitschs als fotografischer Ikone.

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Die Tischplatte der Authentizität Von der kunstvollen Wissenschaft zum Anfassen

Von Rolf F. Nohr | Der Aufsatz versucht am Beispiel von Bildern (beispielhaft: Joseph Wright of Derby), die zunächst Abbildungen naturwissenschaftlicher Wissensformationen zu sein scheinen, Ordnungsverfahren nachzuspüren, die an der Schwelle zur Moderne Sichtbarkeit produzieren. Dabei liegt ein besonderes Augenmerk auf der komplexen Konfiguration von Ähnlichkeit, Gleichheit und Bezugnah-me von Bild, Welt, Zeichen und Wissen. Mit Verweis auf Michel Foucault und Barbara Stafford wird der problematische Prozess ausgelotet, wie sich Bildbedeutung in Abhängigkeit von Bildgebrauch (bzw. der jeweiligen kontextuellen Erklärung des Bildes) und nicht im Bildzeichen selber herstellt.

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Medien im Kreisverkehr Architektur – Fotografie – Buch

Von Rolf Sachsse | Der Text betrachtet den gegenseitigen Austausch dreier Medien von Kunst: die Architektur, die Fotografie und das Buch. Nachdem sich die Dauerhaftigkeit von Architektur als ihr wesentliches Merkmal unter allen anderen Künsten erledigt hat, sind Medien wie die Fotografie und das Buch zum wichtigsten Träger aller Botschaften des Bauens geworden. Für den Austausch dieser Medien wird das Modell eines Kreises angenommen, und der Parameter eines Vergleichs ist im vorliegenden Fall die Größe: das Gebaute in Relation zum zeichnerisch Entworfenen und seiner Publikation, dann die Größe der einzelnen Fotografie und des Fotobuchs, das gerade bei der Darstellung von Architektur enorme Ausmaße erreichen kann. Am Ende steht die Neuordnung dieser analogen Bildmedien durch die digitale Präsentation im Internet.

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Bilder der Zukunft in Vergangenheit und Gegenwart Wie entstehen Bilder der Zukunft? Wer schafft sie und wer nutzt sie? Bilder als designwissenschaftliche Befragungsform

Von Sabine Foraita | Wie können wir es schaffen, positive Bilder zu gestalten, die sich jenseits von Katastrophen- und Endzeitszenarien der Filmindustrie behaupten? Denken wir an die Zukunft, so haben wir automatisch Bilder im Kopf. Diese Bilder können und werden unser zukünftiges Handeln prägen. Daher ist die Formalästhetik von so genannten Zukunftsbildern ein wichtiges Untersuchungsfeld für die Designwissenschaft. Dabei stellt sich einerseits die Frage, um welche Form von Bildern es sich handelt und andererseits wer diese Bilder generiert. Die Gestaltung der Zukunft ist eine gesellschaftliche Herausforderung und dabei spielt die Visualisierung einer möglichen Veränderung eine große Rolle, um Identifikations- und Projektionsmöglichkeiten aufzuzeigen. Daran zu arbeiten, ist eine vordringliche Aufgabe des Designers.

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Die Bilder der Communities Zur Bedeutung von Bildern in Online-Diskursen

Von Thomas Heun | Mit der gestiegenen Nutzung digitaler Medien hat auch die Möglichkeit zur Verbreitung kollektiv-geteilter Bilder zugenommen. Basierend auf dem praxis-theoretischen Modell der Markenkultur, bei dem Marke als Resultat gestalterischer und kommunikativer Akte von Unternehmen und Konsumenten verstanden wird, hat der Autor im Rahmen einer Diskursanalyse von Online-Beiträgen von Brand Communities nachgewiesen, dass die von den Communities verbreiteten Bilder häufig den kollektiv-geteilten kulturellen Orientierungen dieser Gemeinschaften entsprechen. Die Bilder der Communities können demnach als kulturelle Sprechakte verstanden werden, über die Diskurspositionen und kulturelle Bedeutungen der Kollektive transportiert werden und Gemeinschaft (re-)produziert wird.

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