Von Stefan Römer
Mit der Aussage »Wir schaffen das« begrüßte die Bundeskanzlerin Angela Merkel im Sommer 2015 die vielen in Deutschland ankommenden Flüchtlinge und definierte damit eine ›Willkommenskultur‹. Um ihre beschwerliche Reise zu dokumentierten, hatten sie unterwegs ihre Fotografien auf Social Media hochgeladen. Die hier vorgelegten Pläne für ein digitales Archiv der Bilder von Flüchtlingen sowie Migrant/innen und Staatenlosen zielen darauf ab, einen komplexen Diskussionsprozess zu initiieren. Denn in der aktuellen Situation, die durch große Flüchtlingsbewegungen gekennzeichnet ist, bleibt bisher ein entscheidender Aspekt unberücksichtigt: Wo und wie können die Erlebnisse der Flüchtlinge dokumentiert und archiviert werden? Zunächst sollte das Archiv die Möglichkeit bieten, diese Bilder mit Mobilgeräten hochzuladen, sie mit ihm zu verlinken, öffentlich zugänglich zu machen und auf Dauer im Internet zu archivieren. Bei der Definition der Kriterien eines solchen digitalen Archivs wird nach den kulturtheoretischen Thematiken von Migration, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ebenso gefragt wie nach den Gründen, die diese Menschen dazu bringen, ihr Zuhause zu verlassen; sowohl kunstkritische als auch fototheoretische Aspekte spielen eine konstitutive Rolle. Der Essay geht davon aus, dass die Betroffenen selbst die Leitung dieses Projekts übernehmen sollen. Technische Aspekte wurden hier ausgeklammert, erscheinen für eine folgende Diskussion aber essentiell.
With her statement »Wir schaffen das« [We can make it] chancelor Angela Merkel greeted the many refugees who arrived in Germany in 2015 and defined a ›Welcoming culture‹. While on the road they had uploaded their pictures on social media in order to document their troublesome journey. This essay presents plans for a digital picture archive of refugees but also of migrants and stateless persons which aim at initiating a discussion process. Because in the current situation which is characterized by huge movements of refugees one decisive aspect is often not considered: Where and how can the experiences of the refugees get documented and archived? First of all such an archive should provide possibilities to upload pictures from the journey with mobile devices, to link them with it and to store them for a longer period of time on the internet. Criteria for the definition of such an archive are culture-theoretical issues of migration, racism and xenophobia as well as the reasons of these people leaving their homes. Moreover, art-critical and photo-theoretical aspects play a constitutive role. The essay states that the persons concerned should play an active role in the building process. The technical aspects are left aside here but will be essential for a following discussion.