Herausgeber dieser Ausgabe: Dagmar Venohr
Hinweis: Bei der Übertragung der Dateien auf diese Seiten haben wir festgestellt, dass das Inhaltsverzeichnis des PDFs dieser Ausgabe unvollständig ist. In der HTML-Version haben wir nun zwei Beiträge ergänzt. Das PDF kann zu diesem Zeitpunkt nicht mehr korrigiert werden.
Inhaltsverzeichnis
Fiktionale Immersion zwischen Ästhetik und Anästhesierung
Von Christiane Voss | Der Text wirft die Frage auf, inwieweit gängige Formen der immersiven Filmrezeption durch philosophische Theorien ästhetischer Erfahrung einholbar sind. Die seit Adorno bestehende Tendenz in der deutschsprachigen Ästhetik, das Reflexionspotenzial und die damit einhergehende Distanzierung der anteiligen Erlebnisaspekte an ästhetischen Erfahrungen hervorzuheben, hat innerhalb der philosophischen Ästhetik zu einer generellen Skepsis gegenüber der Sinnlichkeit geführt, die es zu revidieren gilt.
Kraft der Dinge Notizen zu einer Kulturtheorie des Designs
Von Kathrin Busch | Die geläufige Gegenüberstellung von einer selbstreflexiven, kritischen Kunst auf der einen Seite und einem bloß dem Dekor dienenden, affirmativen Design auf der anderen Seite muss spätestens mit Minimal art und Institutional Critique als hinfällig erscheinen. Seit den 1960er Jahren werden die Rahmenbedingungen der Kunst wie Ausstellungsraum, Display, Beleuchtung, Kataloggestaltung etc. in ihrer maßgeblichen Bedeutung für die Kunst ausgelotet und es wird unmöglich, die Werke von ihrer gestalterischen Inszenierung zu trennen. Im Gegenzug wäre es verkürzend, das Design der Dinge auf eine unkritische Ästhetisierung der Lebenswelt eingrenzen zu wollen. Insbesondere wenn man bedenkt, wie weit reichend die Gestaltungen der Objektwelt mit kulturellen Praktiken, Subjektivierungsformen und Körpertechniken verschränkt sind. Angesichts der wechselseitigen Anleihen von Kunst und Design wird für eine Revision ihres Verhältnisses unter Berücksichtigung der kulturellen und ästhetischen Bedeutung der Dinge argumentiert.
Fiktionen und Placeboeffekte Wie Produktdesigner den Alltag überhöhen
Von Wolfgang Ulrich | Wenn die Markensocken für eine Tätigkeit unentbehrlich werden, wenn wir uns schlapp fühlen, weil wir auf unser Lieblingsduschbad verzichten mussten, dann gehören Placeboeffekte nicht länger nur in die Welt der Pharmaindustrie. Welch hohe Anforderungen in der heutigen Zeit an Marketing und Produktdesign gestellt werden, was Wittgensstein mit der heutigen Konsumkultur zu tun hat und was man unter ›multisensory enhancement‹ versteht, das zeigt uns Wolfgang Ullrich im folgenden Artikel.
Paradies der Sinne Das Warenhaus als sinnliches Ereignis
Von Gertrud Lehnert | Zwischen Räumen, Affekten und Mentalitäten gibt es komplexe Wechselwirkungen, die sich in je-der Epoche in ganz bestimmten Räumen verdichten. Im 19. Jahrhundert gehört zu diesen Räumen das Warenhaus und soll deshalb im folgenden Artikel näher beleuchtet werden. Das Interesse gilt dabei neuen Wahrnehmungen, Erlebnissen und Gefühlen, die sich auf der Bühne des Warenhau-ses herausbilden, und den damit verbundenen Kommunikations- und Ausdrucksformen.
Im Schaufenster
Von Rüdiger Zill | Das Schaufenster ist ein unterschätztes Element der Alltagsästhetik. Es erschöpft sich weder darin, eine Präsentationsebene von Waren zu sein, noch lässt es sich einfach mit der Kritik der Warenästhetik erfassen. Es ist vielmehr das herausragende Beispiel einer Ästhetik der Abundanz, ein Ort anarchischer Kreativität. Gelungene Schaufenster sind ephemere Installationen im Alltag. In diesem Zusammenhang muss man sich die Existenzbedingungen des Schaufensters als eine besondere Art des Fensters vergegenwärtigen: Es setzt sich aus drei verschiedenen Ebenen zusammen: der Auslage, der Scheibe und dem Betrachterraum. Als ganzes interagiert es mit seiner Umwelt auf verschiedene Weise: mit dem Betrachter, der auch immer selbst mit ins Bild kommt, mit anderen Fenstern, mit dem Geschehen der Stadt insgesamt. Das Schaufenster schafft Atmosphären: durch sich und über sich hinaus. Es hat eine genuin ästhetische Potenz eigenen Rechts.
Leere der Sehnsucht: die Mode und das Regiment der Dinge
Von Petra Leutner | Aus heutiger Sicht figuriert die Mode häufig als Inbegriff und Symbol des modernen Konsums. Der Aufsatz setzt sich mit dieser Thematik auseinander. Dabei werden strukturelle Gemeinsamkeiten zwischen Mode und Sucht aufgezeigt, die zu Phänomenen wie zwanghaftem Konsum führen können. Doch zugleich wird deutlich gemacht, dass die Mode auch Momente von Freiheit voraussetzt und befördert: Als Institution, die Räume des Ästhetischen eröffnet und die laut Georg Simmel nur unter zwangfreien gesellschaftlichen und kulturellen Bedingungen überhaupt möglich ist. Der Text stellt die These auf, dass Konsumismus die Mode sogar zerstören kann.
Modehandeln zwischen Bild und Text – Zur Ikonotextualität der Mode in der Zeitschrift
Von Dagmar Venohr | Anhand der exemplarischen Untersuchung der Text-Bild-Relation der Modestrecke einer Zeitschrift lässt sich zeigen, dass und wie sich Mode erst im performativen Zusammenspiel der aisthetischen Wahrnehmung von Text und Bild durch die Rezipienten konstituiert. Diese Verschiebung des sinnstiftenden Momentes von der ästhetischen Produktion hin zur aisthetischen Rezeption, eröffnet einen Spielraum, der als zurückeroberter Freiraum für die Rezipienten erfahrbar und nutzbar ist. Rezeption kann dann als ästhetische Eroberung verstanden werden.