Semantik und Pragmatik von Körperhaltungen im Spielfilm

Von Doris Schöps

Während semantisierte Körperbewegungen (Gesten) mittlerweile ein etablierter Forschungsbereich sind, wurden semantisierte Körperhaltungen bisher nur randständig erforscht. Im vorliegenden Beitrag werden Grundlagen einer Körperhaltungs-Forschung vorgestellt. Dazu wird zunächst eine semiotische Klassifikation von Haltungs- und Bewegungstypen eingeführt, die sich auf die Merkmale statisch, konventionalisiert, semantisiert und kodiert stützt. Aufbauend auf der von Roland Posner entwickelten Klassifikation grundlegender Zeichentypen (POSNER 1996) wird im Anschluss eine Hierarchie von komplexen Zeichenhandlungen entwickelt, die in der Lage ist, die mit Körperhaltungen verbundenen Zeichenprozesse von einfachen Signalen bis hin zur Kommunikation zu erfassen. Schließlich werden die ausdrucks- und inhaltsseitigen Klassifikationssysteme auf zwei Beispielsequenzen, die bekannten DEFA-Filmen entnommen wurden, angewandt. Während im Alltag oft nur relativ vage Zuschreibungen möglich sind, wird gezeigt, dass Körperhaltungen im Film aufgrund von kinematographischen Mitteln stärker semiotisiert und disambiguiert sind. Unter Bezug auf Darstellungstraditionen in Ikonographie und Alltagskultur wird aufgezeigt, wie es zu Semantisierungen bei Körperhaltungen im Film kommen kann.

While semanticized body movements (gestures) are an established field of research, semanticized postures have been explored only marginally. The following paper introduces basics of a posture research. At the beginning types of posture and movement are classified, with the focus on the features static, conventionalized, semantisized and encoded. Based on Roland Posner’s classification of fundamental symbol types (POSNER 1996) a hierarchy of complex symbol actions is developed. This hierarchy is able to gather symbol processes that are connected to postures – from simple signals to communication. Finally, the expression and content concerning classification system is applied on two example sequences, which are taken out of popular DEFA films. While only vague attributions are possible in the daily routine, it is demonstrated that postures are more semioticized and disambiguated in films, due to cinematic means. With reference to depiction traditions in iconography and everyday culture, it is shown how semantification of postures in films is attributed.