Von Dieter Maurer, Claudia Riboni und Birute Gujer
Das Konkrete oder Materielle eines Zeichens von seiner Bedeutung oder seinem Ideellen zu unterscheiden hat Tradition. Auch im Hinblick auf Bilder. Erst die Kunst und Gestaltung in der Moderne, so scheint es, lässt diese Unterscheidung kritisch werden. In welcher Weise aber ist die Unterscheidung grundsätzlich zu verstehen? Bilder waren und sind nicht einfach da, sie ›entstanden‹, entwickelten und entwickeln sich, und dieser Vorgang als solcher wiederholt sich immer wieder im Lebenslauf eines einzelnen Menschen. Bilder haben einen genetischen Charakter. Ihn zu untersuchen stellt einen der möglichen Ansätze dar, die Unterscheidung des Konkreten und des Ideellen von Bildern anzugehen. In diesem ersten Beitrag werden allgemeine Befunde vorgestellt, welche frühe graphische Äußerungen und mit ihnen die früheste Ausdifferenzierung und Entwicklung des Bildhaften in der Ontogenese kennzeichnen. Im nachfolgenden zweiten Beitrag Bildgenese und Bildbegriff werden die sich aus den Befunden ergebenden Anforderungen an einen Bildbegriff erläutert.
There is a strong tradition behind distinguishing between the concrete or material qualities of a sign, and its meaning or ideal qualities. And this applies to pictures too. It seems that it was not until Modernist art and design came along that this distinction started to become critical. But how is the distinction to be fundamentally understood? Pictures are not and never have been simply there, they ›came in to being‹, developed and are developing, and this process as such repeats itself over and over again in an individual human lifetime. Pictures are genetic in character. Examining that character represents one possible approach to distinguishing between the concrete and the ideal qualities of pictures. This first article will present general finds characteristic of early graphic expressions, that is to say, the earliest emergence and development of pictorial quality in ontogeny. The subsequent second article, ›Picture Genesis and Picture Concept‹, will explain the demands made on a picture concept as revealed by the findings.