Von Christian Trautsch und Yixin Wu
Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Als-ob-Struktur von Emotikons im World Wide Web und in anderen Medien. Emotikons stellen ein wichtiges Element bei der Internetkommunikation dar. Ihre zunehmende Verwendung ist insbesondere aus dem Bedürfnis heraus entstanden, einen unmittelbaren Eindruck des emotionalen Zustands vom Gegenüber zu haben. Dieser fehlt bei der Schriftkommunikation im Internet (z.B. Instant Messaging Systeme, Diskussions- und Chatforen, E-Mails), was durch Emotikons kompensiert wird. Eine umfassende semiotische Klassifizierung von Emotikons und eine zeichentheoretisch fundierte Erklärung von deren Als-ob-Struktur wurde bisher noch nicht erarbeitet, auch wenn Versuche in Ansätzen vorhanden sind: – Gemäß dem Stand der Emotikon-Entwicklung beschränkt sich David Sanderson in seinem Lexikon der Emotikons aus dem Jahr 1997 auf Emotikons, die aus dem Zeichensatz der Computertastatur zusammmengestellt und idealerweise mit einem 90° nach links geneigten Kopf gelesen werden (vgl. SANDERSON 1997: 307ff.); – Søren Kjørup stellt sie in einem 2004 veröffentlichten Aufsatz als Unterart der Piktogramme dar und spricht ihnen – in Anlehnung an Goodman – zugleich den Bildcharakter ab. Unberücksichtigt bleiben Emotikons, die auch die Goodman’schen Kriterien für Bildhaftigkeit (kontinuierliche Korrelation, relative Fülle etc.) erfüllen würden: z.B. die der Mangakultur entsprungenen komplexen Emotikons (vgl. KJØRUP 2004: 3504); – Jürgen Spitzmüller (Universität Zürich) spricht ihr eine eindeutige semiotische Klassifizierung gänzlich ab (2005), auch wenn sich ikonische und symbolische Relationen im Ansatz erkennen ließen.
Our article has discussed the as-if structure of emoticons on internet and other media. It has shown that both the form (syntax) and the meaning of emoticons (semantics and pragmatics) are dependent on the occurrence of real facial expressions in the natural and social context. On the indexical and symbolic level, however, an unlimited number of mentefacts (comics, television, etc.) are represented. For this understanding of the iconic emoticons, the focus will be placed on the results of research on facial expression. Indexical emoticons are closely related to human gestures. Thus, symbolic emoticons can be also explained by a reference to verbal signs, pictorial symbols, and symbolic colours.