Film as dynamic event perception: Technological development forces realism to retreat

Von Heiko Hecht | Bazins Position, dass die Fotografie es der Malerei ermöglicht hat, sich vom Realismus zu befreien wird ausgedehnt auf Film und virtuelle Realität (VR). D.h., wenn es immer das fortschrittlichste visuelle Medium ist, dass herangezogen wird, um das Bedürfnis einer perfekten Realitätsabbildung zu befriedigen, dann wird mit zunehmender Verbreitung von VR der Film von seiner Aufgabe, realistisch abzubilden befreit. Die Möglichkeiten und Grenzen dieser Befreiung werden aus der Sicht der ökologischen Psychologie und einer Perspektive der Ereigniswahrnehmung beleuchtet. Dabei wird aufgezeigt, dass es Grundkonstanten der visuellen Wahrnehmung gibt, die nicht befreibar sind, während andere Invarianten der Wahrnehmung prinzipiell verletzt werden können, um den Realismus im Film zu zerstören.

Inversion und Ambiguität Kapitel aus der psychologischen Optik

Von Hermann Kalkofen | Optische Inversion und Ambiguität sind nicht ein und dasselbe. In der einschlägigen Literatur macht, wie es scheint, die Inversion den Anfang: 1613 berichtet Aguilonius im vierten seiner – von Rubens illustrierten – Opticorum Libri sex über die Perzeption von konkaven Dellen – wie etwa Spuren von Kanonenkugeln auf Festungsmauern – als konvexen Beulen. Bleibt es bei dieser Auffassung – der Eindruck ist meist zwingend –, ist das ein Fall von Inversion ohne Ambiguität oder forcierter Inversion. Um Inversion bei Ambiguität oder flottierende Inversion geht es dagegen Robert Smith 1738, Porterfield 1759 oder Sinsteden 1860, wenn sie beschreiben, wie die Segel-Flügel einer Mühle fern am Horizont den Beobachter zwar wohl noch erkennen lassen, dass ihre Drehebene zur Frontoparallelen schief steht, doch nicht mehr ihre Richtung, so dass es unentschieden bleibt, was sich vorn, was sich hinten befindet. […]

Imitationen – mehr Schein als Sein?

Von Kai Buchholz | Das Phänomen der Ähnlichkeit spielt in der Bildwissenschaft eine grundlegende Rolle, denn als ikonische Zeichen stehen Bilder oft in einer besonderen Ähnlichkeitsbeziehung zu dem, was sie abbilden. Worin diese Beziehung im Einzelnen besteht, lässt sich allerdings nur schwer auf den Punkt bringen, und so mag die philosophisch-ästhetische Untersuchung einer anderen Ähnlichkeitsform – nämlich der Imitation – ein wenig Licht auf den bildwissenschaftlichen Ähnlichkeitsbegriff werfen und damit zu seiner weiteren Ausformulierung und Präzisierung beitragen.

Bilder in Bildern Endogramme von Eggs & Bitschin

Von Claudia Gliemann | Die Arbeit der Schweizer Künstler Eggs & Bitschin konzentriert sich auf ›innere Aufzeichnungen‹ von Bildern. Sie sehen in Bilder hinein, dringen in ihre Tiefe vor, setzen den Fokus auf Details, die nicht im Vorübergehen wahrgenommen werden können. Der Zoom ist ihr Werkzeug. Endogramme nennen sie die aus dem ›Hineinsehen‹ entstandenen Bilder, die sie nicht als Gemälde behandeln, sondern als Fenster einsetzen oder als Skulpturen aufstellen. Der Artikel betrachtet Eggs & Bitschins Bilder aus Bildern in Beziehungen zu Jan van Eycks Hochzeitsbild des Giovanni Arnolfini, Michelangelo Antonionis Film Blow Up, Dan Flavins Kunst aus Leuchtstoffröhren sowie Georgia O’ Keeffes Blumenbildern.

Die Als-Struktur des Bildes

Von Christoph Asmuth | Durch eine genetische Begriffskonstruktion wird ein sinnlogisches Konzept der Bildfunktion entworfen. Es zeigt sich, dass sich in funktionaler Hinsicht Bild und Zeichen unterscheiden. Gleichzeitig wird die gemeinsame Basis aufgewiesen: Bild und Zeichen liegt eine Als-Struktur zugrunde, die durch die piktorale Differenz charakterisiert ist.

Bilderrätsel in der Werbung

Von Nina Bishara | Sowohl Stil als auch Rätsel weisen Elemente der Überraschung und des Erwartungsbruchs auf. Bilderrätsel in der Werbung eignen sich in besonderer Weise dazu, zu zeigen, wie Bilder erfasst und an Hand welcher Merkmale sie interpretiert werden. Am Beispiel von fünf Werbeanzeigen mit visuellen Botschaften, die opak bleiben, werden verschiedene Mittel der Bildgestaltung differenziert, welche für die Interpretation der Werbebotschaft wichtig sind, da sie stilistisch relevante Hinweise auf die Identität der beworbenen Markenzeichen geben.

Funktion des Bildstils von politischen Plakaten Eine historische Analyse am Beispiel von Abstimmungsplakaten

Von Sascha Demarmels | Der Bildstil hilft bei der Strukturierung von Bildinformationen und hängt unter anderem auch mit dem Bildaufbau zusammen. Um diesen Bildaufbau von Abstimmungsplakaten herauszuarbeiten, müssen als erstes Textbausteine identifiziert werden, wobei man sich dazu der Ergebnisse aus der Werbeforschung bedienen kann, indem man die dort bereits definierten Textbausteine modifiziert und anschließend auf politische Plakate überträgt. Im Vergleich von Plakaten aus verschiedenen Ländern zeigt sich, dass der Bildstil abhängig von politischen Kulturen und Traditionen variieren kann.

Rippchen, Rüssel, Ringelschwanz Stilisierungen des Schweins in Werbung und Cartoon

Von Dagmar Schmauks | Schweine sind ein beliebtes Motiv vieler Bildgenres vom Metzgereischild bis zur Glückwunschkarte. Diese Arbeit analysiert Abbildungen von Schweinen in Werbeanzeigen und Cartoons. Die Leitfrage ist jeweils, welche Eigenschaften dem Schwein zugeschrieben werden und inwiefern sie die zoologische Realität widerspiegeln. Abschnitt 2 stellt einleitend die ambivalente Bewertung von Schweinen in Redensarten zwischen den Extremen ›Drecksau‹ und ›Glücksschwein‹ vor. Abschnitt 3 untersucht bildliche Darstellungen von Schweinen, insbesondere typische Stilisierungen einzelner Körperteile sowie die Betonung der Gegensätze zwischen Haus- und Wildschwein. Detailanalysen von aktuellen Werbeanzeigen (Abschnitt 4) sowie von Cartoons (Abschnitt 5) ergeben, dass einige Themen sehr häufig und in stereotyper Weise dargestellt werden.