Von Mark A. Halawa
Als Gottfried Boehm vor zwanzig Jahren den iconic turn ausrief, leitete er mehr als nur eine verstärkte Auseinandersetzung mit bildtheoretischen Fragen ein. So ist die Idee einer ›ikonischen Wende‹ untrennbar mit einem dezidiert sprachkritischen Anliegen verbunden. Demnach erschließt sich der ›Eigensinn‹ des Bildlichen alleine in fundamentaler Opposition zur Sprache. Dieser Beitrag stellt heraus, dass die sprachkritische Leitmotivik des iconic turn auf höchst unproduktive Weise zur Fortsetzung des uralten Paragone-Streits beiträgt. Zu diesem Zweck wird zum einen herausgearbeitet, inwieweit Boehms sprachkritische Ikonologie auf einem einseitigen Begriff der Sprache aufbaut. Zum anderen wird dargelegt, weshalb die von Boehm entfaltete sprachkritische Ikonologie mit einem puristischen Bilddenken zusammenläuft, das auf einer ebenso tiefgreifenden wie problematischen Angst vor der Sprache gründet.
When Gottfried Boehm proclaimed the iconic turn twenty years ago, he initiated much more than an increased interest in iconological issues. In fact, his notion of the iconic turn is inextricably interwoven with a fundamental cri-tique of language. According to Boehm, bringing about an adequate understanding of iconicity requires the recognition of an essential dichotomy between word and image. This essay seeks to explain why Boehm’s iconology, by fostering such a dichotomy, is perpetuating the ancient Paragone dispute in a highly unproductive fashion. Moving on from this point of criticism, the essay works out the extend to which Boehm founds his theory of iconicity on an utterly one-sided conception of language. It also shows why Boehm’s language critical iconology amounts to a decidedly puristic idea of iconicity that is not only based on a deep-seated fear of language but also highly questionable.